So findest du heraus, ob deine Artikel wirklich gelesen werden
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Content-Marketing-Experten vermitteln uns, dass man gute Inhalte bieten muss, um Menschen zu erreichen. Wir tun das auf unseren Seminaren selbst. Weil es schlicht und einfach stimmt.
Wie bewertest du aber, ob deine Inhalte auch wirklich beim Leser angekommen sind? Hier ist ein möglicher Ansatz.
Lass dich nicht von den falschen Metriken blenden
Es ist leicht, sich selbst in die Irre zu führen. Das trifft besonders auf die Bewertung der eigenen Arbeit zu. Auch bei der 121WATT tappen wir ab und zu in diese Falle.
Zum Beispiel, wenn wir uns über hohe Zugriffszahlen auf die Artikel in unserem Online-Marketing-Blog freuen, ohne genau zu wissen, ob diese Artikel auch wirklich gelesen werden. Und an dieser Stelle spreche ich nicht über die Sitzungsdauer.
Nun könnten wir es dabei belassen und uns weiter an den vielen Zugriffen erfreuen. Da wir aber so viel Spaß daran haben, Dinge zu messen und uns selbst zu demontieren, wenn die Erkenntnis winkt, schauen wir lieber genauer hin.
Darum ist es wichtig, dass deine Artikel auch wirklich gelesen werden
Die Artikel, die wir als Digital Marketer veröffentlichen, haben ein Ziel: Die Vermittlung von Wissen, das unseren Lesern hilft, ihren Job besser zu machen. Nur wenn wir das gut machen, werden wir auch als Experten auf diesem Gebiet wahrgenommen.
Eine wichtige Voraussetzung für die Vermittlung von Wissen ist, dass Texte vollständig gelesen werden.
Das kannst du zum Beispiel messen, indem du Scrolltiefen betrachtest. Aber wie schnell gescrollt wurde, wird hier nicht berücksichtigt. Ein hastiges Scannen kann mit dieser Methode also als komplettes Lesen deines Textes gewertet werden.
Wir haben uns gedacht, dass die Zeit, die jemand auf einer Seite verbringt in Relation zur Länge des Textes, einen guten Anhaltspunkt dazu liefern kann, wie viel vom Text überhaupt gelesen worden sein könnte.
Zum Beispiel durch die Aufstellung eines Index, der sich aus den oben genannten Dimensionen ergibt.
Der Lesewahrscheinlichkeits-Index (LWI)
Die Grundlage unserer Analyse bilden:
- Seitenaufrufe (möglichst über einen Zeitraum, der auch einige hundert Sessions pro Artikel beinhaltet)
- Durchschnittliche Besuchszeit auf der Seite
- Wortanzahl
Schritt 1: Export der Daten in ein Google Spreadsheet
Anschließend errechnen wir die Länge pro Wort (LPW):
Durchschnittliche Besuchszeit pro Wort / Wortanzahl
Der LPW verrät uns, wie viel Zeit bei unseren Artikeln tatsächlich im Durchschnitt zum Lesen eines Wortes aufgewendet wurde.
Der geübte Durchschnittsleser kann ca. 300 Worte pro Minute lesen. Im Netz kursieren verschiedene Zahlen dazu. Sie bewegen sich aber meistens in diesem Bereich, plus/minus 50 Worte pro Minute.
Nehmen wir die 300 Worte/Minute als Grundlage, kommen wir auf eine durchschnittliche Lesezeit von 0,2 Sekunden pro Wort.
Nun bilden wir in unserer Tabelle einen Index, indem wir die durchschnittliche Lesezeit pro Wort für den jeweiligen Artikel durch 0,2 teilen.
Heraus kommt der LWI (Lesewahrscheinlichkeitsindex):
Der LWI errechnet sich also insgesamt wie folgt:
Was bedeutet das nun?
Die Annahme ist, dass je näher sich der LWI an 1 befindet, es desto wahrscheinlicher ist, dass der Artikel mit der durchschnittlichen Lesezeit von 0,2 Sekunden pro Wort (also komplett) gelesen wurde. Wenn er höher als 1 ist, dann wurde sich wahrscheinlich sogar mehr Zeit als üblich genommen, um den Artikel zu lesen.
Es kann natürlich auch sein, dass die hohe Komplexität eines Textes am Ende zu einer längeren Lesezeit führt.
Ein Rechenbeispiel:
Unser Artikel Online Marketing: 18 Tipps, die du an einem Tag umsetzen kannst hat einen LWI von 1,05. Er wurde im Schnitt mit einer Lesegeschwindigkeit von 0,21 Sekunden pro Wort gelesen. Daraus lässt sich ableiten, dass er vom durchschnittlichen Leser sehr wahrscheinlich komplett gelesen wurde.
Die Gegenprobe:
Unser Artikel Conversion-Optimierung für mobile Endgeräte hat einen LWI von 0,12. Er wurde im Schnitt mit einer Lesegeschwindigkeit von 0,02 Sekunden pro Wort gelesen. Das entspräche einer Lesegeschwindigkeit von 3.000 Worten pro Minute. Ein Wert, den selbst geübte Speedreader nur schwer erreichen können. Es ist also davon auszugehen, dass die Verweildauer auf der Seite viel zu gering war, als dass man den Artikel auch nur ansatzweise zu Ende lesen konnte.
Der LWI gibt uns diese Information auf einen Blick. Ein Schnellcheck, um herauszufinden, was wahrscheinlich gelesen wurde und was nicht.
Wie viel wurde nun insgesamt gelesen?
Wie schon gesagt scheint es, als würde unser Artikel „Conversion-Optimierung für mobile Endgeräte“ das geringste Interesse aller betrachteten Texte hervorrufen. 0,02 Sekunden pro Wort sind eine klare Ansage. Wer so schnell liest, ist entweder The Flash, lediglich ein Scanner, liest nur Bruchstücke oder bricht ab.
Sehen wir uns die Zahlen zu diesem Artikel einmal an. Im betrachteten Zeitraum hatte der Artikel:
- 40 Sitzungen
- Eine durchschnittliche Verweildauer von 1 Minute, 11 Sekunden
Es wurde also durchaus ein gewisser Teil des Textes gelesen. Denn 1 Minute und 11 Sekunden sind – wenn auch kein besonders guter Wert – immer noch ganz ordentlich. Definieren wir einen True-Reader mit 60 Sekunden, sind wir mit unserem Wert sogar 11 Sekunden drüber.
Da wir nun festgestellt haben, dass trotz der niedrigen durchschnittlichen Geschwindigkeit pro Wort trotzdem ein ganz beachtlicher Teil des Textes gelesen worden sein muss, wäre es doch interessant, zu erfahren, wie viel Prozent des Textes eigentlich gelesen wurden.
Hier kommen wir mit einer einfachen Rechenoperation weiter:
- 1:11 Minuten sind 71 Sekunden
- Wir gehen von einer durchschnittlichen Lesegeschwindigkeit (geübter Leser) von 300 Worten pro Minute – also 0,2 Sekunden pro Wort – aus
- Teilen wir nun unsere 71 Sekunden durch 0,2, erhalten wir 355 gelesene Worte
- Der Text hat insgesamt 3.081 Worte
Insgesamt wurden also 11,5 % des Textes gelesen.
Eine Hypothese, kein Beweis
Das bisher Beschriebene ist eine Hypothese, kein Beweis. Trotz aller Logik arbeiten wir hier mit Durchschnittswerten und Annahmen.
Der Lesewahrscheinlichkeitsindex gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Text komplett gelesen wurde. Wie oben schon erwähnt: Je höher der Index, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Text normal gründlich gelesen wurde. Ab einem Index von 1 – so die Annahme – wurde der Text von einem geübten Leser (300 Worte pro Minute) komplett gelesen.
Ein wichtiger Hinweis zu Absprungraten: Die Daten, die dem LWI zugrunde liegen, enthalten die durchschnittliche Besuchszeit. Sie wird in den Fällen, in denen ein Besucher nach dem Lesen des Artikels keine weitere Seite derselben Domain aufruft, mit Null gemessen.
Da dieser Umstand sich aber über alle betrachteten Artikel zieht, sind die beobachteten Trends durchaus aussagekräftig.
Mehr Informationen zur Absprungrate findest du hier.
Was wir noch herausgefunden haben
Länge und LWI scheinen miteinander zu korrelieren
Die 10 Artikel mit den besten LWI-Werten sind im Durchschnitt 1.088 Worte lang.
Die 10 Artikel mit den schlechtesten LWI-Werten sind im Durchschnitt 2.270 Worte lang.
Eine mögliche Interpretation:
Längere Artikel werden mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit bis zum Ende gelesen als kürzere.
LWI und Absprungrate scheinen nichts miteinander zu tun zu haben
Die 10 Artikel mit den besten LWI-Werten haben eine Absprungrate von 78,4%.
Die 10 Artikel mit den schlechtesten LWI-Werten haben eine Absprungrate von 83,4%.
Dieser Zusammenhang ist also eher schwach ausgeprägt.
Es spricht für die Richtigkeit des LWI, da so anzunehmen ist, dass die Lesewahrscheinlichkeit unabhängig zu sein scheint. Wenn die Absprungrate über die betrachteten Artikel ähnlich ist, scheint es also wirklich auf die Inhalte anzukommen.
Was du mit diesen Erkenntnissen anfangen kannst
Du hast mit diesen Werten einen neuen Anhaltspunkt, deine Inhalte qualitativ zu bewerten. Stellst du fest, dass der LWI eines Artikels trotz hoher Zugriffszahlen weit unter 1 liegt, kannst du anfangen, nach der Ursache zu forschen:
- Ist der Artikel zu lang?
- Löst der Artikel nicht das Versprechen ein, mit dem er an anderer Stelle verlinkt wurde?
- Ist der Artikel zu langweilig?
Es gibt noch unzählige weitere Gründe, die einen niedrigen LWI hervorrufen können. Zum Beispiel die User-Experience oder eine falsche Zielgruppenansprache. Mach dich auf die Suche. Einen Grund muss es geben.
Was lernen wir generell aus diesem Gedankenspiel?
Seitenaufrufe sagen nichts über die Qualität deiner Texte aus. Selbst die durchschnittliche Verweildauer vermag das nicht zu tun. Sie ist erst dann relevant, wenn du sie in Relation zur Länge deiner Artikel stellst. Ähnlich wie der Umsatz eines Unternehmens nur im Zusammenspiel mit seiner Rentabilität etwas über den Erfolg aussagt.
Und vor allem: Mach was mit deinen Daten. Stelle Hypothesen auf. Hinterfrage selbst die Werte, die dich in Verzückung versetzen.
Hier lernst du, wie du diese Werte erhebst und analysierst:
Die nächsten Termine für das Google-Analytics-Seminar:
- Legende:
- Ausreichend freie Plätze.
- Wenige freie Plätze!
- Leider ausgebucht.
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ich habe ein anderes Thema gesucht
Moin Moin,
spannender Artikel, der auf jeden Fall zum punktuellen Überdenken einiger Kennzahlen in den Tabellen veranlasst. Zum dem Abschnitt »Wie viel wurde nun insgesamt gelesen?« habe ich eine Frage: Inwieweit unterscheidet sich der hier errechnete Wert (in Prozent) zum zuvor aufgestellten LWI? Im Ergebnis sehe ich hier lediglich die Prozentangabe meines LWIs.
Ich könnte somit also auf den LWI mit etwa 1,06 schauen oder mir meine Gedanken zur Textaufnahme von 106% machen. Ist das ein Denkfehler von mir oder ist das tatsächlich eine doppelte Rechnung?
Beste Grüße,
Patrick
Hallo Patrick,
herzlichen Dank für dein Feedback.
Der von dir erwähnte Abschnitt ist nur eine andere Betrachtung der gelesenen Menge und soll die Herangehensweise noch einmal verdeutlichen. Statt eines LWI von 0,11 kannst du auch sagen, dass der Artikel zu 11% gelesen wurde. Da bei einer geringen Lesegeschwindigkeit ein LWI von über 1 herauskommen kann, wären das absolut gesehen ja mehr als 100% des Textes. Da man ja nicht mehr als 100% eines Textes lesen kann, haben wir uns dazu entschieden, den Wert als Index auszugeben.
Viele Grüße,
Christian