Corporate Influencer Programm einführen

Arbeitest du schon mit Influencern? Oder denkst du aktuell darüber nach? Sie entwickeln sich immer mehr zu einem Kernelement für digitale Marketing Kampagnen, bei denen die Grenzen zwischen persönlicher Ansprache und Marken-Kommunikation verschwimmen sollen. Die höchste Dichte von ihnen findest du bei LinkedIn. Die Beiträge dort wirken auf den ersten Blick wie persönliche Postings und das sind sie zum Teil auch. Dahinter steckt jedoch fast immer ein Ziel im Sinne des Unternehmens.

Zusammen mit unseren Corporate-Influencer-Experten Daniel Zoll und Thomas Herzberger haben wir uns diesen Ansatz genauer angeschaut. Wenn du also mehr darüber erfahren möchtest, wie du ein erfolgreiches Influencer Programm entwickeln, strukturieren und umsetzen kannst, dann bist du hier goldrichtig.

Der Begriff “Influencer” ist aus dem digitalen Marketing-Lexikon nicht mehr wegzudenken. In den sozialen Netzwerken sind sie es, die den Ton angeben. Was aber ist ein Corporate Influencer? Sie sind mehr als nur Mitarbeiter:innen, die in den sozialen Medien aktiv sind; sie sind strategische Vermittler:innen zwischen einem Unternehmen und seiner Zielgruppe. Als interne Markenbotschafter:innen nutzen sie ihre persönlichen Netzwerke, um authentisch über ihre Produkte und Arbeitserfahrungen zu sprechen und somit die Glaubwürdigkeit und das menschliche Gesicht der Marke um ein Vielfaches zu verstärken.

“Corporate Influencer können maßgeblich dazu beitragen, die Unternehmensziele schneller zu erreichen und die Karriere der Beteiligten positiv zu beeinflussen.”
Daniel Zoll, Experte und Referent für Instagram-, (Corporate-)Influencer– und TikTok-Marketing

Umfassende Infos zum Thema Influencer Marketing liest du in unserem Blogartikel “Was ist Influencer Marketing”.

Die Entwicklung eines Corporate-Influencer-Programms erfordert eine methodische Herangehensweise, die mehrere entscheidende Schritte umfasst. Daniel und Thomas beleuchten ausführlich, wie du und dein Unternehmen diesen Prozess strukturieren könnt:

1. Zunächst ist es wichtig, klare und messbare Ziele für das Programm zu setzen. Diese sollten sowohl auf eure Unternehmensziele, als auch auf die Interessen und Möglichkeiten deiner Kolleg:innen abgestimmt sein, die dann am Ende in die Rolle der Corporate Influencer schlüpfen werden. Mögliche Ziele könnten die Steigerung der Markenbekanntheit, die Verbesserung des Employer Brandings oder die Generierung spezifischer Leads sein.
2. Es ist entscheidend, Personen auszuwählen, die eine natürliche Affinität zu sozialen Medien haben und die Werte des Unternehmens glaubwürdig repräsentieren können. Nicht alle deine Kolleg:innen eignen sich automatisch als Corporate Influencer. Faktoren wie die bisherige Präsenz auf sozialen Netzwerken, die Bereitschaft, sich öffentlich zu äußern, und die Fähigkeit, authentische Inhalte zu erstellen, sind hierbei ausschlaggebend.
3. Nach der Auswahl der Influencer ist eine angemessene Einweisung in das Programm unerlässlich. Diese sollte sowohl technische Anleitungen zum Umgang mit sozialen Medien umfassen, als auch Richtlinien zur Markenkommunikation und zum rechtlichen Rahmen. Zudem ist es wichtig, den Influencern fortlaufend Feedback zu geben und sie bei der Erstellung von Content zu unterstützen.
4. Gemeinsam mit den ausgewählten Influencern sollte eine Content-Strategie entwickelt werden, die sicherstellt, dass die Inhalte sowohl authentisch als auch markenkonform sind. Lege hierbei den Fokus darauf, eine Geschichte um die Marke zu stricken, die deine Unternehmenskultur widerspiegelt und für deine Zielgruppe relevant ist.
5. Es ist essentiell, die Leistung des Programms regelmäßig zu evaluieren und anhand von festgelegten KPIs zu messen. Dazu gehören Metriken wie Engagement-Raten, Reichweite der Beiträge und der Einfluss der Aktivitäten auf die Unternehmensziele. Basierend auf diesen Daten kannst du jederzeit Anpassungen vornehmen, um das Programm kontinuierlich zu verbessern.

Erfolgsfaktoren und wichtige Überlegungen

Die erfolgreiche Umsetzung deines Corporate-Influencer-Programms hängt von mehreren Faktoren ab: Daniel und Thomas betonen, dass eine sorgfältige Planung das Fundament für langfristige Erfolge legt und die kontinuierliche Optimierung unerlässlich ist.

Zunächst ist die Motivation und das Engagement der ausgewählten Influencer von entscheidender Bedeutung. Sie müssen nicht nur fachlich und persönlich zur Unternehmensmarke passen, sondern sollten auch eine echte Leidenschaft für ihre Rolle als Markenbotschafter:innen mitbringen. Ohne dieses echte Engagement ist es schwierig, überzeugende und glaubhafte Botschaften nach außen zu tragen.

“Wie kriege ich die Company-Botschaften rein? Indem ich mir Leute aussuche, die vor allem die Werte meines Unternehmens auch vertreten, weil sie es schon immer getan haben; auf Messen, im Kundengespräch, auf Social Media vielleicht auch schon. Weil ich weiß: Jawoll, diese Person, die steht für uns, die kannst du schicken! Dann habe ich diesen Fit automatisch.”
Thomas Herzberger, Referent für Growth Hacking und LinkedIn

Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Unterstützung durch das Management. Die Verantwortlichkeit und den Arbeitsaufwand darfst du nicht einfach auf die ausgewählten Personen legen. Deine Führungsebene muss hinter dem Programm stehen und sowohl ideelle als auch materielle Ressourcen zur Verfügung stellen. Ohne diese wichtige Unterstützung von oben wird es kaum möglich sein, das Programm nachhaltig zu etablieren und sowohl allen beteiligten Mitarbeiter:innen, als auch deinem Unternehmen im Gesamten den gewünschten Nutzen zu bringen.

Darüber hinaus benötigen die Corporate Influencer klare Richtlinien, die ihnen aufzeigen, welche Inhalte und Botschaften mit dir und deiner Marke übereinstimmen. Gleichzeitig ist es unheimlich wichtig, ihnen genug kreativen Freiraum zu gewähren, damit ihre Beiträge authentisch bleiben und ihre persönliche Stimme nicht verloren geht. Sonst kannst du die Beiträge auch einfach weiterhin über deinen Firmenaccount posten.

Diese Balance zwischen Richtlinien und kreativer Freiheit ist eine Herausforderung, die sorgfältig gemanagt werden muss. Jede Person wird Fehler machen und das ist vollkommen normal. Schränke deine Corporate Influencer nicht mit zu vielen Richtlinien ein, sodass sie Angst haben, Fehler zu machen und Angst haben, Beiträge zu teilen. Glaube an den gesunden Menschenverstand deiner Kolleg:innen.

“Gesunder Menschenverstand! Mach das, was du auf einer Messe machen würdest, auf einer Business Party machen würdest. Rede darüber. Würdest du über deine internen Affären reden? Wer geht, wer gehen soll, wer kommt? Nein.”
Daniel Zoll

Die Integration des Corporate Influencer-Programms in die übergeordnete Unternehmensstrategie ist ebenfalls entscheidend. Es sollte eine klare Abstimmung mit anderen Marketing- und Kommunikationsaktivitäten geben, um Synergien zu nutzen und die Gesamtziele deines Unternehmens zu unterstützen.

Laut Daniel und Thomas macht die Beachtung dieser Faktoren den klaren Unterschied zwischen einem effektiven Corporate-Influencer-Programm und einer verpassten Gelegenheit. Eine sorgfältige Planung und kontinuierliche Anpassung sind unerlässlich, um den langfristigen Erfolg sicherzustellen. In diesem Zusammenhang ist die Messung der Ergebnisse und das Einholen von Feedback besonders wichtig. Nur durch regelmäßiges Überprüfen der Leistung und das Sammeln von Rückmeldungen kann das Programm stetig verbessert und an die sich ändernden Bedingungen angepasst werden.

Die Bedeutung von regelmäßigen Schulungen und Weiterbildungen solltest du ebenfalls nicht unterschätzen. Die digitale Landschaft und die Funktionsweisen sozialer Plattformen entwickeln sich ständig weiter. Um auf dem Laufenden zu bleiben und effektiv zu kommunizieren, müssen die Influencer sich kontinuierlich an die neuen Bedingungen anpassen.

Beispiele und Fallstudien

Die praktische Anwendung und die daraus resultierenden Erfolge von Corporate Influencer Programmen möchten wir dir am besten durch konkrete Beispiele und Fallstudien zeigen.

Das Telekom-Programm mit dem Hashtag #Werkstolz zeichnet sich vor allem durch die gut strukturierte Vorgehensweise aus, die klare Ziele definiert und gleichzeitig den Teilnehmer:innen genügend Freiraum lässt, ihre persönlichen Erfahrungen und Perspektiven einzubringen. Dies fördert nicht nur die Authentizität der Kommunikation, sondern trägt auch dazu bei, eine stärkere Verbindung zwischen den Mitarbeiter:innen und der Marke zu schaffen.

Durch regelmäßige Trainings, Workshops und Meetings des Kernteams stellt die Telekom sicher, dass ihre Corporate Influencer gut auf ihre Aufgaben vorbereitet sind und effektiv kommunizieren können. Beachte hier natürlich, dass die Telekom ein großer Konzern mit immenser Markenbekanntheit ist, dessen Influencer nicht darauf hinweisen müssen, wer die Telekom ist und was sie genau macht. Trotzdem bildet sie ein sehr gutes Beispiel für ein strukturiertes Corporate-Influencer-Programm ab.

Quelle: Telekom

Ein weiteres Beispiel, das unsere Experten anführen, ist das Botschafterprogramm von Otto. Was Anfangs als Recruiting-Maßnahme für den Technolgiebereich angefangen hat, entwickelte sich immer mehr zu dem, was es heute ist: Ein Programm, welches sich darauf konzentriert, Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen zu Markenbotschaftern zu machen, indem sie ihren persönlichen Vorlieben und Stärken nachgehen. Hierfür bietet Otto vier Rollen, in welche die Kollegen und Kolleginnen schlüpfen dürfen: Social-Media-Insider, Networker, Speaker & Writer, sowie Co-Recruiter. Otto nutzt dabei eine Vielzahl von Plattformen, darunter Blogs, Social Media und interne Kommunikationskanäle, um die Vielfalt der Mitarbeiter:innen zu präsentieren und die Unternehmenskultur nach außen zu tragen. Lese mehr über das Corporate-Influencer-Programm von Otto.

Beide Beispiele zeigen, dass Corporate-Influencer-Programme in verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen erfolgreich implementiert werden können. Sie unterstreichen aber auch die zwingende Notwendigkeit einer strategischen Planung und die Bedeutung der Einbindung aller Ebenen des Unternehmens, um eine breite und effektive Präsenz in den sozialen Medien zu gewährleisten.

Du möchtest mehr über die besprochenen Konzepte erfahren und zusätzliche Einblicke, Denkanstöße und Praxiswissen erhalten? Dann empfehlen wir dir, die vollständige Episode des 121STUNDENtalks mit Daniel Zoll und Thomas Herzberger anzuhören.