Social Recruiting in 7 Schritten
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Level: Beginner
Swipen für den perfekten Kandidaten bzw.die perfekte Kandidatin – Online-Dating-Plattformen versprechen uns genau das. Könnte das im Recruiting bald auch so einfach werden?
Ganz so weit sind wir leider noch nicht. Aber auch im Recruiting gewinnt Social Media eine immer größere Rolle. Kein Wunder, denn Deutsche verbringen durchschnittlich 1 Stunde und 42 Minuten pro Tag in sozialen Medien (Quelle: Statista 2023) – jede Menge Potenzial, mögliche Bewerber:innen zu erreichen.
Unter dem Begriff Social Recruiting versteht man die aktive Suche nach neuen Mitarbeiter:innen über die sozialen Netzwerke wie LinkedIn, Facebook oder X. Während manche Unternehmen hierfür speziell Agenturen beauftragen, kann man mit ein wenig Know-how und den richtigen Tipps auch schon viel selbst initiieren. Wir zeigen dir in diesem Artikel, wie auch du Social Media zukünftig in deinen Rekrutierungsprozess integrieren kannst. Grundlage ist unser Experten-Talk mit Jakob Stehlow.
Definition und Bedeutung von Social Recruiting
Social Recruiting bezieht sich auf die Nutzung sozialer Medien wie LinkedIn, Facebook oder X, um neue potenzielle Mitarbeiter:innen anzusprechen und offene Stellen zu bewerben. Der Vorteil im Vergleich zu traditionellen Stellenportalen wie Stepstone oder Indeed liegt darin, dass du eine größere Reichweite erzielen kannst. Du erreichst dort auch Menschen, die (noch) nicht aktiv nach einer neuen Stelle suchen, aber trotzdem interessiert sind. Verwendest du Social Ads wie Facebook-Anzeigen, kannst du dich durch gezieltes Targeting für eine begrenzte Region an eine bestimmte, für dich relevante Zielgruppe wenden. Dadurch minimiert du Streuverluste und erhöhst die Chance, qualifizierte Kandidat:innen zu finden. Auch beim Thema Flexibilität, zum Beispiel bei der Verlängerung oder vorzeitigen Beendigung von Anzeigen, kann Social Recruiting im Vergleich zu klassischen Jobbörsen vorteilhaft sein.
Organische vs. bezahlte Strategie im Social Recruiting
Beim Social Recruiting kannst du zwei Strategien anwenden bzw. miteinander kombinieren. Die organische Strategie bezieht sich auf die Nutzung deines eigenen Unternehmens-Kanals in den sozialen Medien. Dort teilst du Stellenangebote bzw. Inhalte rund um Employer Branding, um potenzielle Bewerber:innen anzusprechen. Im Vergleich zur bezahlten Strategie ist das in der Regel kostenlos. Du brauchst allerdings Zeit und Mühe, um eine relevante Zielgruppe zu erreichen. Es kann sich deshalb lohnen, einen gesonderten Account zu erstellen, der sich auf Karriere- und Job-Inhalte konzentriert.
Bei der bezahlten Strategie schaltest du bezahlte Anzeigen, um die Reichweite der Stellenangebote zu erhöhen. Du erreichst damit auch potenzielle Bewerber:innen, die dich noch nicht kennen und deinem Account nicht folgen. Ein Vorteil ist zudem die Möglichkeit zum gezielten Targeting, sodass deine Anzeigen nur einer relevanten Zielgruppe ausgespielt werden. Die Kriterien hierfür sind mittlerweile jedoch u. a. zum Schutz vor Diskriminierung stark beschränkt. Während bei Meta-Anzeigen beispielsweise früher nach Standort, Alter und Interessen targetiert werden konnte, ist das heute nur noch oberflächlich möglich. Du kannst jedoch eine gewisse Targetierung über deine Creatives erreichen. Meta analysiert diese sowie die dazugehörigen Texte und dahinter liegenden Formulare und Landingpages und spielt sie der für ihr Ermessen relevantesten Zielgruppe aus.
Du weißt jetzt über die Grundlagen des Social Recruitings bescheid.
Überzeugt? In 7 Schritten helfen wir dir, ganz einfach in die praktische Umsetzung zu kommen:
Schritt 1: Die richtigen Plattformen finden
Damit dein Social Recruiting erfolgreich wird, musst du zunächst die richtigen Plattformen für dich identifizieren. Entscheidend hierfür sind deine Zielgruppe und die spezifischen Anforderungen deiner Stellenangebote. Suchst du beispielsweise junge Fachkräfte oder Azubis, sind Plattformen wie Instagram oder TikTok relevant. Diese sind bei jüngeren Menschen besonders beliebt. Suchst du dagegen hochqualifizierte Kandidaten mit spezifischen Fähigkeiten, könnte LinkedIn die geeignete Plattform sein.
Aber Vorsicht, die Wirksamkeit von LinkedIn als Social Recruiting Plattform ist auch von der Branche und dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens abhängig. In einigen Branchen und Regionen funktionieren ggf. andere Plattformen wie Xing oder Reddit besser. Es ist deshalb sinnvoll, verschiedene Plattformen auszuprobieren und die Ergebnisse zu analysieren.
Newcomer Tiktok
TikTok bietet gegenüber anderen Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram einige Vorteile für das Social Recruiting. Zum einen sind die Werbepreise vergleichsweise noch relativ gering. Unternehmen können dort kostengünstiger Anzeigen schalten und ihre Zielgruppe erreichen.
Schritt 2: Karriere-Auftritt/ Employer-Branding-Kanal
Du möchtest mit organischem Social Recruiting starten? Wunderbar! Überlege dir zunächst, ob du hierfür einen zweiten Account bei Social Media einrichten möchtest. Das kann insbesondere von Vorteil sein, wenn du regelmäßig neue Mitarbeiter:innen einstellen musst. Starbucks nutzt hierfür beispielsweise ihr Profil “Starbuckspartners”.
Ob ein zusätzlicher Account sinnvoll ist, hängt gleichzeitig davon ab, ob deine potenzielle Kundschaft auch potenzielle Mitarbeiter:innen sind. Bist du z. B. Maschinenhersteller und möchtest sowohl potenzielle Kundinnen und Kunden als auch potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansprechen, macht eine Trennung der Kanäle Sinn. Damit kannst du die Zielgruppen klar voneinander trennen und gezielte Inhalte für potenzielle Bewerber:innen bereitstellen.
Schritt 3: Entwicklung einer Strategie und Social-Recruiting-Funnel
Um erfolgreiches Social Recruiting zu betreiben, ist es wichtig, eine klare Strategie bzw. einen Funnel zu entwickeln. Die Strategie beinhaltet klare Ziele wie eine bestimmte Anzahl von Bewerbungen innerhalb einer Recruiting-Kampagne zu erhalten. Nimm dir z. B. vor, die Anzahl der Bewerbungen um 20% zu steigern oder qualifizierte Kandidat:innen mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung anzusprechen. Dadurch kannst du deinen Fokus gezielt ausrichten und den Erfolg später messen.
Ein Funnel ist eine Abfolge von Schritten, die potenzielle Bewerber:innen durchlaufen, um sie letztendlich zur Bewerbung zu motivieren. Dieser könnte beispielsweise wie folgt aussehen: Du erstellst zuerst ansprechende Inhalte, um potenzielle Bewerber:innen auf dein Unternehmen aufmerksam zu machen. Danach bietest du weitere Informationen über offene Stellen und die Vorteile einer Anstellung in deinem Unternehmen. Am Ende folgt die Aufforderung, sich zu bewerben, wobei du die Hemmschwelle durch einen einfachen Bewerbungsprozess gering hältst.
Ein klarer Funnel hilft dir, potenzielle Bewerber:innen zu identifizieren und sicherzustellen, dass du nur diejenigen erreichst, die wirklich Interesse haben. Zusätzlich ermöglicht er dir, den Erfolg deiner Social-Recruiting-Kampagnen zu messen und zu optimieren. Das ist vor allem bei anspruchsvollen Positionen mit spezifischen Anforderungen ratsam. Für einfache Aushilfsjobs oder Stellen, die kein hohes Skill-Level erfordern, kann es ausreichen, eine Stellenanzeige zu veröffentlichen.
Schritt 4: Den richtigen Content teilen
Natürlich musst du für erfolgreiches Social Recruiting auch ansprechenden und relevanten Content teilen. Um im Wettbewerb um die Talente erfolgreich zu sein, ist es wichtig, dass du dich als Arbeitgeber möglichst unvergleichbar machst. Was zeichnet dich aus? Was kannst du im Gegensatz zur Konkurrenz bieten, um Mitarbeitende langfristig zu binden und zu motivieren? Versuche, Content zu erstellen, der deine USP’s, Vorteile und Benefits unterstreicht, die über das “übliche” Angebot hinausgehen. Je anspruchsvoller die Position ist, desto mehr Gedanken solltest du dir über zielgruppenspezifische Inhalte machen.
Achte auf interessante Stellenbeschreibungen und ergänze sie mit visuellen Elementen wie Bildern oder Videos. Bei bezahlten Ads lohnt sich ein Blick in die Werbebibliotheken von Plattformen wie Facebook und TikTok, um Inspiration zu finden.
Da in Social Media auch Videos geteilt werden, bietet es die Möglichkeiten für Storytelling und Content-Marketing. Dadurch kannst du deine Botschaften auf eine ansprechende und interaktive Weise vermitteln und mit potenziellen Bewerbern in Kontakt treten. Gleichzeitig wird es hierdurch umso wichtiger, ansprechende Videos zu produzieren und kreative und innovative Wege zu finden, um in der Masse an Inhalten aufzufallen und im Gedächtnis zu bleiben.
Bedenke aber immer: Potenzielle Bewerber:innen suchen nicht nur nach einem Job, sondern auch nach einem Unternehmen, das zu ihren Werten und Zielen passt. Beiträge und Anzeigen sollten deshalb deine Employer-Branding-Botschaft vermitteln und deine Unternehmensvision und -werte erlebbar machen. Du kannst hierfür zum Beispiel Mitarbeitergeschichten oder -interviews teilen, genauso wie Imagefilme oder Präsentationen von Unternehmenswerten und -zielen. So sprichst du Menschen an, die wirklich zu deiner Unternehmenskultur passen.
Achte auch auf entsprechende Hashtags, damit deine Beiträge an Reichweite gewinnen. Es gibt eine Vielzahl von Hashtags, die auf bestimmte Jobtitel abzielen, wie zum Beispiel #GameDevJobs für Spieleentwickler. Füge auch beschreibende Hashtags wie #Freelancer oder #Trainee hinzu, damit deine Anforderungen schnell klar sind. Auch örtliche Begrenzungen wie #JobMünchen helfen dabei, passende Bewerbungen zu bekommen.
Beispiele für Recruiting / Employer Branding Content:
- Mitarbeiterinterviews
Nichts überzeugt uns mehr als die Empfehlung eines Freundes, einer Freundin oder einer anderen uns authentisch erscheinenden Person. Teile Erfolgsgeschichten von Menschen, die bereits bei dir arbeiten.
Beispiel: BMW
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- Einen Tag im Arbeitsleben
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir im Unternehmen aus? Teile authentische Einblicke in das Arbeitsumfeld oder mögliche Entwicklungsmöglichkeiten.
Beispiel: Hiltl
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- Auffällige Farben
Auffällige Farben stechen ins Auge und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass man beim Scrollen durch den Feed kurz pausiert. Versuche deshalb, mit deinem Design aufzufallen.
- Instagram-Story-Highlights
Erstelle ein Story Highlight, um offene Stellen aufzulisten und zu beschreiben, wie die Arbeit aussieht. Du kannst hier auch Q&A’s zu häufigen Fragen beantworten und Bewerbungstipps und Karriereratschläge teilen. So schaffst du zusätzlichen Mehrwert.
Beispiel: Oraclecareers
Schritt 5: Social Ads schalten
Bezahlte Anzeigen in sozialen Medien können dir im Recruiting viel Reichweite bringen. Die Kosten variieren je nach Plattform und Zielgruppe. In einigen Fällen können aber mit einem relativ geringen Budget gute Ergebnisse erzielt werden. Wichtig sind hier die richtigen Plattformen in Kombination mit hochwertigen und ansprechenden Inhalten. Bei der Auswahl der Zielgruppe spielt die regionale Ausrichtung eine wichtige Rolle. Es ist möglich, den regionalen Umkreis festzulegen (min. 15 km Umkreis) und die Anzeigen nur in diesem Bereich auszuspielen. Die Konvertierung der potenziellen Bewerber:innen erfolgt dann durch gezielte Call-to-Action-Aufforderungen, wie beispielsweise das Ausfüllen eines Kontaktformulars oder das Klicken auf einen Link zur Stellenanzeige.
AB-Tests sind eine effektive Strategie zur Optimierung der Kampagnenleistung im Social Recruiting. Durch das Testen verschiedener Creatives kannst du herausfinden, welche Ansätze am besten funktionieren und die besten Ergebnisse erzielen. Teste z. B. verschiedene Visuals oder Werbebotschaften, um herauszufinden, welche deine Zielgruppe am meisten ansprechen.
Schritt 6: Einfachen Bewerbungsprozess implementieren
Jeder, der schon mal auf Jobsuche war, kennt das Dilemma – lange und komplizierte Bewerbungsprozesse. Sie schrecken ab und erhöhen die Absprungrate. Achte deshalb unbedingt auf Einfachheit. Verwende z. B. klare und verständliche Formulare, konzentriere dich auf die wichtigsten Pflichtfelder und ermögliche eine Bewerbung über mobile Geräte. Es kann hilfreich sein, als Bewerber:in zu Beginn nur Kontaktdaten und Interessen angeben zu müssen und andere Dokumente später nachzureichen. Denn: Wir nutzen Social Media häufig von unterwegs aus – vielleicht haben wir die entsprechenden Dokumente gerade nicht zur Hand.
Natürlich ist auch eine schnelle Reaktion auf Bewerbungen A und O – am besten schickst du eine erste Rückmeldung innerhalb von 24h. Du kannst beispielsweise über WhatsApp, E-Mail oder Telefon darüber informieren, wie der kommende Prozess nun ablaufen wird.
Schritt 7: Erfolg tracken
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erfolgs-Messung deiner Recruiting-Kampagnen. Verwende hier die plattformeigenen Analysetools, um zu verfolgen, wie viele Bewerbungen du erhalten hast und wie effektiv deine Anzeigen waren. Vergleich unter anderem die einzelnen Plattformen, die inhaltliche Art des Contents, eingesetzte Medien etc. und schaue, was am besten funktioniert. Auf diese Weise kannst du deine Strategie stetig optimieren und immer bessere Ergebnisse erzielen.
Mehr von Jakob zum Thema Start mit Social Recruiting findest du hier.
Weitere Quellen: https://blog.hootsuite.com/de/social-media-recruiting/#Die_besten_Social-Media-Recruiting-Tools_fur_2024
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